Panel 1

Sprachbewusstheit als Brücke fürs literale Lernen

Moderator:innen: Anja Wildemann (RPTU); Lena Bien-Miller (JLU Gießen)

Über Sprachkompetenz zu verfügen bedeutet nicht nur in Besitz von Wortschatz und Grammatik zu sein. Insbesondere die Domäne der Schriftlichkeit verlangt darüber hinaus die Fähigkeit, Sprache situations-angemessen, adressatenorientiert und intentional als ein Werkzeug einzusetzen (Feilke, 2014) bzw. sie als ein Instrument zum Erreichen kommunikativer Ziele zu verstehen (im Überblick siehe Philipp, 2017). Sprachbewusstheit als Fähigkeit, über Sprache und ihren Gebrauch nachzudenken und sie intentional zu gebrauchen, wird daher in den Nationalen Bildungsstandards als eine Brücke von intuitivem, unbewusstem objektsprachlichem Sprachgebrauch hin zur reflektierten, bewussten, intentionalen Sprachnutzung verstanden. Die Einblicke in das System Sprache, die Schüler:innen im Kompetenzbereich „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ erhalten, sollen „eine Grundlage für einen bewussten Umgang mit Sprache beim Sprechen und Zuhören, beim Lesen und Schreiben“ etc. genutzt werden (KMK, 2022a, S. 19; 2022b).

Trotz der zahlreichen Forschungen zu Zusammenhängen zwischen Sprachbewusstheit und Lesen und Schreiben im angloamerikanischen Raum (bspw. Lee et. al, 2023) und vereinzelter Befunde in diese Richtung in Deutschland (Akbulut & Schmölzer-Eibinger, 2023, S. 171), bleibt in der bisherigen deutschdidaktischen Diskussion und Forschung mit Bezug zum Lesen und Schreiben die Rolle morphologischer und syntaktischer Bewusstheit bis auf wenige Untersuchungen (siehe u.a. Bangel & Müller, 2014) weitgehend ungeklärt. Den Konstrukten phonologische und textuelle Bewusstheit wird hingegen traditionell eine zentrale Rolle für den Erwerb der Lese- und Schreibfertigkeiten zugeschrieben (Akbulut & Schmölzer-Eibinger, 2023, S. 171; Kalkavan-Aydın & Rauch, 2023). Ziel des Panels ist es, die Potenziale von Sprachbewusstheit in der Gesamtheit ihrer Formen und Ausprägungen für das literale Lernen, auch vor dem Hintergrund sprachheterogener Lerngruppen, sichtbar zu machen.


Programm

Vortrag 1: Sabine Schmölzer-Eibinger (Universität Graz); Muhammed Akbulut (Universität Graz)
Sprachbewusstheit und Schreiben
Vortrag 2: Helmuth Feilke (Justus-Liebig Universität Gießen)
Grammatisches Lernen und Sprachbewusstheit
Vortrag 3: Lena Bien-Miller (Justus-Liebig Universität Gießen)
Sprachbewusstheit und Rechtschreibung von ein- und mehrsprachigen Schüler*innen

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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