Panel 13

Ökonomie in der Literatur und auf dem Theater. Fachdidaktische Perspektiven

Moderator:innen: Jens F. Heiderich; Anne Steiner (Pädagogische Hochschule Freiburg)

Philosophicum I; Raum P208 (2. Stock)

Geld und Schulden, Top- und Under-Dogs, Banker:innen und Hochstapler:innen, Überbeschäftigte und Arbeitslose, Konsument:innen und (moderne) Sklav:innen, KI im Wettbewerb mit Menschen – dies sind nur einige der Sujets und Figuren, die im Zeichen des Mammon (und seiner Überwindung?) in Literatur, Theater, Film und anderen Medien verhandelt werden. Das Panel verfolgt das Ziel, die didaktische Bedeutung unterschiedlicher Dimensionen des Ökonomischen für den Literaturunterricht kritisch zu reflektieren und in ihrem Potenzial für die von der KMK beschriebene sowie in den seit Herbst 2023 in Österreich gültigen Lehrplänen für die Schulstufen eins bis acht gestärkte Querschnittsaufgabe der ökonomischen Bildung fruchtbar zu machen. Wirtschaftliche und soziale Fragestellungen fanden schon immer in literarische, theatrale und filmische Werke Eingang. Welche wirtschaftsbezogenen Reflexionen sie anregen können und wie sie zu Diskursfähigkeit beitragen können, worin der ‚Mehrwert‘ einer ökonomiebezogenen Rezeption von Literatur und/oder Theater für Schüler:innen liegt, wie sich das Verhältnis zwischen literarischem Lernen und ökonomischer/ökonomiekritischer Bildung darstellt und welche Chancen und Grenzen neuere Ansätze wie Wissenspoetologie, New Economic Criticism, Literarische Ökonomik, … für die Erschließung ökonomiebezogener Werke bieten, soll im Panel ebenso diskutiert werden wie die Frage, ob eine ökonomiebezogene Lektürepraxis im Literaturunterricht zur soziökonomischen Sensibilisierung beitragen kann, ohne dabei ästhetische Werke zur Vermittlung allein ökonomischer Wissensbestände zu degradieren. Im Sinne einer diskursiven Offenheit wird dabei der Begriff der ökonomischen Bildung weit gefasst und bezieht beispielsweise Verbraucher:innen- oder Finanzbildung ebenso ein wie sozioökonomische Bildung.

Jens F. Heiderich und Anne Steiner führen mit einer Systematisierung, kritischen Reflexion und didaktischen Perspektivierung grundlegender ökonomiebezogener und sozioökonomischer Aspekte in aktuellen Theatertexten und Inszenierungen in das Panel ein. Lucas Alt lotet im Anschluss unter Bezug auf aktuelle technologieaffine Zukunftserzählungen in epischen und dramatischen Texten den Konnex von Digitalität und Ökonomie sowie dessen Potenzial für literarästhetisches Lernen aus. Sabine Zelger fokussiert exemplarisch an ausgewählten Werken der Gegenwartsliteratur das Dilemma einer ästhetischen Bildung unter den Bedingungen des Kapitalismus, während Carolin Führer klassenspezifische Interaktions- und Lektürepraktiken untersucht und der Frage nachgeht, ob bzw. inwiefern Literaturunterricht zu ökonomiebezogener Literatur soziale Ungleichheit eher verstärkt denn abbaut. Abschließend nimmt Martin Kasch die Poetologie ökonomischen Wissens in den Blick und hinterfragt die innere Ökonomie der Literaturdidaktik.


Programm

Vortrag 1: Lucas Alt (Universität Trier)
Digitale Versprechen, ökonomische Utopien? – Überlegungen zur literarischen Ökonomik und ihrer Didaktik am Beispiel technologienaffiner Zukunftserzählungen
Vortrag 2: Sabine Zelger (KPH Wien/Krems)
Ware Welt sehen und lesen lernen. Ein Dilemma der ästhetischen Bildung?
Vortrag 3: Carolin Führer (Universität Tübingen)
Prekäres Erzählen im Literaturunterricht. Eine methodologische Reflexion zur empirischen Rekonstruktion
Vortrag 4: Martin Kasch (Universität Köln)
Vom kompetenten zum parasitären Zeichen-Haushalt: Wider die ‚innere Ökonomie‘ der Literaturdidaktik

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