Sprachgebrauchsbetrachtung und die Entwicklung von Sprachhandlungskompetenz
Moderator:innen:Kristin Börjesson (MLU Halle); Helga Gese (Universität Tübingen); Katharina Kellermann (RPTU Kaiserslautern-Landau)
Obwohl der in den Bildungsstandards als „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen“ benannte Kompetenzbereich ausdrücklich sprachgebrauchsbezogene Reflexion einschließt, scheint das Nachdenken über Sprache im Deutschunterricht doch weiterhin vor allem sprachstrukturbezogen zu erfolgen, s. die Beschreibung der Sektion 10 Sprachbetrachtung und Sprachentwicklung, an die unser Panel anknüpft. Als Ergänzung zu dieser Sektion fokussiert unser Panel Sprachgebrauchsbetrachtung und adressiert damit die Untersuchung sprachlicher Bedeutungskonstitution unter Einbezug von Faktoren wie Sprecher- und Hörerintentionen sowie Kontexteffekten, was gemeinhin Gegenstand der linguistischen Pragmatik ist. Dabei nimmt das Panel in Abgrenzung zu anderen deutschdidaktisch etablierten Paradigmen wie der Didaktischen Sprachkritik (Kilian 2020) keine sprachvariationsbezogene Perspektive ein, sondern fokussiert übereinzelsprachlich beschreibbare Aspekte von Sprachgebrauch.
Pragmatische Aspekte werden in den Bildungsstandards und länderspezifischen Bildungs-/Lehrplänen stark fokussiert: „Betrachtet man staatliche Rahmenvorgaben für den Deutschunterricht, könnte man sogar meinen, pragmatische Kompetenzen seien seine Hauptziele.“ (Börjesson/Laser 2022: 19). Explizit gefordert werden pragmatische Kompetenzen in den Bildungsstandards (hier für die Primarstufe) z. B. dann, wenn Schüler*innen die Fähigkeit entwickeln sollen, „gesprochene und geschriebene Sprache sach- und situationsangemessen, partnerbezogen und zielgerichtet zu gebrauchen“ (KMK 2022: 6). Unter der Annahme, dass eine solche dezidiert pragmatisch konturierte Sprachhandlungskompetenz nicht zuletzt auch durch das Nachdenken über Sprache im Gebrauch entwickelt werden kann, scheint es essentiell, dass dieser Form von Sprachbetrachtung im Deutschunterricht mehr Raum eingeräumt wird.
Darüber hinaus – und auch in Anlehnung an ähnliche Überlegungen zur Förderung grammatischer Kompetenzen im Deutschunterricht jenseits eines expliziten Grammatikunterrichts – ist zu diskutieren, welche weiteren Möglichkeiten es gibt, die Entwicklung sprachgebrauchsbezogener Kompetenzen zu fördern. Das Panel strebt eine konzeptionelle Diskussion folgender Fragen an:
- Wie lässt sich Sprachgebrauch im Deutschunterricht reflektieren/adressieren?
- Wie lässt sich gebrauchsbezogene Sprachhandlungskompetenz im Deutschunterricht fördern?
- Welche Vorschläge für die Adressierung sprachgebrauchsbezogener Kompetenzen existieren in angrenzenden Disziplinen (bspw. in der Sprach-Förderpädagogik)?
- Welche Bedeutung hat Sprachgebrauchsbetrachtung für die Entwicklung von Sprachhandlungskompetenz?
Programm
Vortrag 1: Juliane Stude (Universität Münster) Selbstinitiierte Sprachgebrauchsbetrachtung im (Vor-)Schulalter |
Vortrag 2: Björn Laser (PH Schwäbisch Gmünd) Abstraktion und Alltag: Wege pragmatischer Begriffsbildung im Deutschunterricht |
Vortrag 3: Stephan Sallat (Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg) Die Beachtung kommunikativ-pragmatischer Fähigkeiten aus der Sicht des sonderpädagogischen Förderschwerpunkts Sprache |
Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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