Sektion 1

Ausbau sprachlicher Potenziale. Theoretische und empirische Perspektiven auf eine Querschnittsaufgabe der Deutschdidaktik

Sektionsleitung: Barbara Geist (Rheinland-Pfälzische Technische Universität Kaiserslautern Landau); Hans Lösener (Pädagogische Hochschule Heidelberg)

Es gab in den letzten Jahren viele Arbeiten zum Thema „sprachsensibler Fachunterricht“ – vor allem aus und mit naturwissenschaftlichen Fächern –, dennoch fehlt nach wie vor ein Gesamtkonzept für den Ausbau sprachlicher Potenziale im Deutschunterricht aus sprach- und literaturdidaktischer Perspektive (für eine erste Orientierung Maas, 2008; Haueis, 2016). Dies würde die Basis für eine durchgängige Sprachbildung schaffen, die es erlaubt, systematisch an die vorhandenen sprachlichen Ressourcen der Lernenden anzuknüpfen und diese zu erweitern. Zudem würde es dazu beitragen, den noch immer vorherrschenden „monolingualen Habitus“ (Gogolin, 1994) zu überwinden. Hier kann die Deutschdidaktik sowohl von praktischen wie konzeptionellen als auch empirisch gewonnenen Erkenntnissen der frühkindlichen Bildung, der DaF- und DaZ-Didaktik und der Mehrsprachigkeitsdidaktik profitieren. Bislang ist das lediglich ansatzweise geschehen, aber die Zeit drängt, wenn die Schule der Ort sein soll, an dem die mehrsprachige Gesellschaft eine auf Anerkennung, Pluralität und Partizipation beruhende Zukunft erfindet.

In der geplanten Sektion soll geklärt werden, welche Voraussetzungen erfüllt sein müssen, damit sich der Deutschunterricht diesen Herausforderungen stellt und die Sprach- und Literaturdidaktik gemeinsam unter Berücksichtigung von z. B. frühkindlicher Bildung, Spracherwerbsforschung, DaF-, DaZ- und Mehrsprachigkeitsdidaktik zu einer Gesamtkonzeption des sprachlichen Lernens gelangt. Mögliche Fragen, die in den Vorträgen aufgegriffen werden, könnten sein:

  • Wie findet sprachliches Lernen aus literatur- bzw. sprachdidaktischer Perspektive im Deutschunterricht statt?
  • Welchen Beitrag leisten neuere Forschungsergebnisse aus der Sprach- oder Literaturdidaktik für die Konzeption einer durchgängige Sprachbildung im Deutschunterricht?
  • Welche Denkrahmen können die Trennung zwischen Sprach- und Literaturdidaktik im Hinblick auf das sprachliche Lernen aufheben (z. B. Bredel & Pieper, 2015, Haueis & Lösener, 2022)?
  • Wie übertragbar sind Erfahrungen und Erkenntnisse aus der DaF-, DaZ- und der Mehrsprachigkeitsdidaktik für das sprachliche Lernen im (Deutsch-)Unterricht? Wie ist eine Deutschdidaktik für mehrsprachige Klassen zu gestalten (z. B. Geist & Krafft, 2017; Rösch, 2017)?
  • Welche Potenziale und Herausforderungen sind bei einer stärkeren Vernetzung mit dem Bereich der frühkindlichen Bildung auszuloten? Welche Konzepte liegen der sprachlichen Bildung im Elementarbereich zugrunde (z. B. Isler & Gonzenbach-Katz, 2023) und was kann die Deutschdidaktik daraus lernen?

Diese und weitere Fragen können in der Sektion praxisbezogen, konzeptionell oder empirisch ausgeführt und diskutiert werden, um einen Beitrag für die scheinbar selbstverständliche Querschnittsaufgabe des Ausbaus sprachlicher Potenziale im Deutschunterricht zu leisten.


Sektionsprogramm

Datum Uhrzeit Vortragstitel
Montag, 16.9. 10.30 Uhr - 11.10 Uhr Begrüßung und Einführung durch die Sektionsleitung;
Grußwort von Eduard Haueis
11.10 Uhr - 11.50 Uhr Anne Berkemeier: Systematischer und handlungsbezogener Ausbau sprachlicher Potenziale
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Doreen Bryant; Benjamin Siegmund: Auf dem Weg zu einer durchgängigen Sprachbildung von Deagentivierungsmitteln am Beispiel des werden-Passivs
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Anna-Maria Jünger: Sprachförderung im Regelunterricht – aber wie? Gestaltungsprinzipien für eine integrierte Sprachförderung
15.10 Uhr - 15.55 Uhr Amrei Walkenhorst: Der Erwerb grammatischer Lerngegenstände mit digitalen Tools in mehrsprachigen Lerner*innengruppen
Dienstag, 17.9. 13.45 Uhr - 14.25 Uhr Derya Dinçer: Bildungssprachliche Sprachhandlungen im Vorschulalter. VERMUTEN im Kontext frühen naturwissenschaftlichen Lernens
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Rebecca Schuler; Melanie Heithorst: Sprachliche Bildung im Förder- und Beratungsprogrammes „Schule für Alle“: Was wir aus Evaluationsergebnissen für den Ausbau sprachlicher Potenziale (nicht) lernen können
15.15 Uhr - 15.55 Uhr Melanie Fuchs: Von der Zweit- und Fremdsprachenforschung lernen: Bedeutung von Wortschatzkenntnissen und Vorstellung eines frequenzbasierten Wortschatztests
Mittwoch, 18.9. 10.15 Uhr - 10.55 Uhr Pirkko Friederike Dresing: Bildungssprachliche Normen im inklusiven Unterricht – Die Rolle von Lehrkräften als Sprachnormautoritäten
11.00 Uhr - 11.40 Uhr Hannah Kahlke; Charlotte Wendt; Astrid Neumann: „Ich würde mir da gar nicht so den Kopf drüber zerbrechen, sondern irgendwie versuchen, das Beste daraus zu machen“ - Theorie-Praxis Verzahnung im Lehramtsstudium im Kontext von Mehrsprachigkeit
11.45 Uhr - 12.30 Uhr Abschlussdiskussion: Ausbau sprachlicher Potenziale – Erträge, Erkenntnisse und Herausforderungen

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
⬇️ Download Abstracts (PDF)