Sprachbetrachtung und Sprachentwicklung
Sektionsleitung: Hrvoje Hlebec (Universität Leipzig); Anne Lorenz (Universität Leipzig, Universität Luxemburg); Constanze Weth (Universität Luxemburg)
Grammatikunterricht wird traditionell als eigenständiger Bereich des Deutschunterrichts betrachtet.
Zugleich ist Grammatik immer in Bezug zu Schrift und Schriftkultur gesehen worden (Glinz, 2006; Maas, 1992). Entsprechend ist eine durchgehende Begründung für Grammatikunterricht, dass Grammatik dazu dienen soll ,bessere Texte schreiben zu können' (Peyer, 2020). Diese Prämisse von Grammatikunterricht hat in den vergangenen Jahren starke Kontroversen ausgelöst, bis hin zum Vorwurf, dass er Sprachentwicklung behindere (für einen Überblick Myhill, 2007). Andererseits haben Studien in den vergangenen Jahren aufgezeigt, dass das Bewusstmachen sprachlicher Strukturen einen wesentlichen Beitrag gerade zum Schriftspracherwerb leisten kann (Funke, 2018; Myhill, Jones, & Watson, 2013; van Rijt, & Coppen, 2021).
Der Grammatikunterricht steht gegenwärtig vor der Herausforderung, seinem Selbstverständnis nach, inhaltlich bestimmte Lernziele zu verfolgen. Zugleich haben die im Grammatikunterricht erworbenen Einsichten dezidiert Querschnittsaufgaben und sollen (als Teil des Kompetenzbereichs „Sprache und Sprachgebrauch untersuchen") zur Vertiefung der Sprachbewusstheit von Schüler:innen und zu deren Sprachentwicklung beitragen (vgl. KMK, 2022).
Die Sektion hat das Ziel den Bereich Grammatikunterricht mit Fokus auf besagte Querschnittsaufgabe(n) in den Blick zu nehmen, d.h. die Auseinandersetzung mit Sprache im Kontext von und zur Unterstützung von produktiven und rezeptiven Fertigkeiten im Medium von Mündlichkeit und Schriftlichkeit. Dabei sind potenziell Sprachbetrachtungsaktivitäten auf allen Sprachebenen (also auch jenseits von Morphologie und Syntax) von Interesse. Zwei wesentliche Fragekomplexe stehen in der Sektion im Zentrum:
- Die Frage nach der Sprachbeschreibung und -konzeption hinsichtlich deskriptiver oder normativer Orientierung. In diesen Fragekomplex fällt der Umgang mit Sprachvariation, das Hinterfragen monolingualer Tradition und die Anforderungen an Grammatikunterricht vor dem Hintergrund der sprachlichen Heterogenität von Lernenden.
- Die Frage nach Lern- und Lehr-Lern-Prozessen hinsichtlich des Verhältnisses von implizitem und explizitem Wissen, der Besonderheiten eigenständiger Einheiten von Grammatikunterricht versus deren Integration in andere Querschnittsthemen und die Charakteristika von formellen und informellen Lerngelegenheiten zur Sprachbetrachtung.
Die Sektion ist offen sowohl für empirische als auch theoretische Beiträge, die einen Bezug herstellen zu den genannten und verwandten Diskurs-/Forschungslinien.
Sektionsprogramm
Datum | Uhrzeit | Vortragstitel |
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Montag, 16.9. | 10.15 Uhr - 10.30 Uhr | Begrüßung und Einführung durch die Sektionsleitung |
10.30 Uhr - 11.10 Uhr | Ann Peyer: Nachdenken über Sprache, Angemessenheit und Normen | |
11.10 Uhr - 11.50 Uhr | Ann-Marie Moser: Sprachvariation als Chance für den Grammatikunterricht | |
11.50 Uhr - 12.30 Uhr | Sabrina Geyer; Martin Schastak: Sprachvergleiche – eine geeignete Methode zur Sprachbetrachtung? Empirische Erkenntnisse zu Überzeugungen und Praktiken von Grundschullehrkräften | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Matthias Hölzner: Intersektionale Realitäten im Grammatikunterricht – Vorschläge für eine diversitätssensible Grammatikdidaktik | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Kristin Börjesson:Aufgaben (zum Präteritum) im sprachreflexiven Unterricht der Grundschule | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Theresa Broggrefe; Petra Gretsch; Andreas Krafft: Ko-Konstruktionen von Kasus und semantischen Rollen. Eine explorative Studie in der Grundschule | |
Dienstag, 17.9. | 13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Dirk Betzel; Iris Kleinbub: Zum Einsatz des Feldermodells in der Praxis. Ergebnisse einer Lehrpersonenbefragung an Sekundarschulen. |
Mittwoch, 18.9. | 10.15 Uhr - 10.55 Uhr | Britta Juska-Bacher; Martina Röthlisberger: Die Rolle der morphologischen Bewusstheit für das Lesen von Drittklässler:innen mit Deutsch als L1 vs. L2 |
11.00 Uhr - 11.40 Uhr | Iris Rautenberg; Stefan Wahl; Alicia Hückmann; Vanessa Siegel: Effekte verschiedener didaktischer Ansätze auf die Groß- /Kleinschreibleistungen von Siebtklässler*innen | |
11.45 Uhr - 12.30 Uhr | Alicia Hückmann: „lernen […] das gibt es auch als verb glaub ich“ – Eine Rekonstruktion von Lernprozessen bei syntaxbasierten Lernangeboten zur satzinternen Großschreibung | |
Pause | ||
13.35 Uhr - 14.25 Uhr | Anke Michel: Ein kognitionsgrammatischer Zugang zur Nominalgruppe für den Deutschunterricht | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Carolin Hagemeier: Nominaler Ausbau beim schriftlichen Erklären: Wie wirkt Focus on Form auf die Fähigkeit zur sprachlichen Informationsverdichtung? | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Johanna Campean: Effekte des Prototypen- und Grenzgänger-Ansatzes auf das Wortartenwissen von Schüler:innen |
Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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