Sektion 11

Unterstützung des Leseverstehens - Initiierung eines Diskurses über genuine Fachaufgaben der Deutschdidaktik und durchgängige Sprachbildung

Sektionsleitung: Anke Schmitz (PH FHNW); Tim Sommer (PH FHNW)

Philosophicum I; Raum P208 (2. Stock)

Schulleistungsstudien und Bildungstrends verdeutlichen, dass Lernende in den deutschsprachigen Ländern erhebliche Schwierigkeiten mit dem Leseverstehen haben (Konsortium PISA.ch, 2019; Wallner-Paschon et al., 2017; Weis et al., 2019; Staat et al., 2022). Aufgrund des nachgewiesenen Zusammenhangs von Leseverstehen und fachlichem Wissenserwerb und dem auf der Sekundarstufe verstärkten reading to learn (Rand Reading Study Group, 2002) im Umgang mit anspruchsvolleren Texten, ist der Bedarf an unterrichtlicher Leseförderung hoch. Wichtig wäre es, den Lernenden einerseits die (fach-)literalen Anforderungen des jeweiligen Faches zu explizieren (Shanahan & Shanahan, 2020) und ihnen andererseits Möglichkeiten eines Transfers in andere Unterrichtsfächer im Sinne einer durchgängigen Sprachbildung aufzuzeigen (Gogolin & Lange, 2011). Als Konsens gilt, dass neben der Deutschdidaktik hier auch die anderen Fachdidaktiken in der Verantwortung sind (Becker-Mrotzek et al., 2013). Allerdings steht eine kohärente, zwischen den Fachdidaktiken abgestimmte, Explizierung der Leseförderung in den jeweiligen Fachcurricula aus (Schmellentin, 2018). Es lassen sich zwar Empfehlungen mit generischen Werkzeugen für eine durchgängige Leseförderung recherchieren, jedoch geben sie Lehrkräften keine Hinweise für die Implementation in den Fachunterricht (z. B. Beck, von Dewitz & Titz, 2016). Die stockende Implementierung ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass für viele Konzepte der fachbezogenen oder durchgängigen Sprachbildung eine empirische Schärfung fehlt (Schmellentin, 2023).

Ziel der Sektion ist es, einen Diskurs über das Leseverstehen als genuine Fachkompetenz des Deutschunterrichts und zugleich durchgängige Kompetenz in allen anderen Unterrichtsfächern anzustoßen. Dabei soll es insbesondere um das Verhältnis der Deutschdidaktik zu den anderen Fachdidaktiken und zu fachwissenschaftlichen Bezugsdisziplinen gehen. Erwünscht sind theoretische und empirische Beiträge, die sich den folgenden Fragen mit unterschiedlichen methodischen Zugängen nähern:

  • Welche Theorien und Forschungsbefunde sind einschlägig, um das Konstrukt Leseverstehen fachspezifisch, fachübergreifend oder überfachlich zu modellieren? Welche Forschungsdesiderate lassen sich identifizieren?
  • Welche konzeptuellen Ansätze liegen vor, in denen das Leseverstehen fachlich und/oder durchgängig modelliert wird und wie können diese Ansätze aufeinander bezogen werden? In welcher Relation stehen die Deutschdidaktik, die anderen Fachdidaktiken und die Fachwissenschaften in diesen Ansätzen?
  • Was wären mit Blick auf die Förderung des Leseverstehens neue Aufgaben für die Deutschdidaktik und die anderen Fachdidaktiken? Welche Schnittmengen und Grenzen liegen zwischen den Aufgaben des Deutschunterrichts und des Fachunterrichts vor?
  • Welche Massnahmen sind in der Aus- und Weiterbildung von Lehrpersonen erforderlich, um sie für durchgängige und/oder fachbezogene Sprachbildung zu qualifizieren?
  • Welche institutionellen Strukturen lassen sich an Hochschulen und Universitäten etablieren, um eine Vernetzung der Fachdidaktiken untereinander und mit ihren Bezugsdisziplinen anzustoßen?

Sektionsprogramm

 

Datum Uhrzeit Vortragstitel
Montag, 16.9. 10.15 Uhr - 10.30 Uhr Begrüßung und Einführung durch die Sektionsleitung
10.30 Uhr - 11.10 Uhr Johannes Wild, Anita Schilcher, Sven Hilbert, Laura Simböck & Elisabeth Kraus: Sachtext oder Lektüre – Was wirkt sich stärker auf das Leseverstehen aus? Befunde aus FiLBY (Fachintegrierten Leseförderung Bayern)
11.10 Uhr - 11.50 Uhr Felix Sprenger, Andreas Krafft, Lena Wimmer & Jörg Wittwer: Lernen aus Sachtexten: Auswirkungen der Erstellung von Strukturdiagrammen auf das kognitive und metakognitive Textverstehen bei Grundschulkindern
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Simone Jambor-Fahlen, Seda Yilmaz Wörfel & Nora Fröhlich: Leseflüssigkeit und Lesestrategien trainieren als Aufgabe aller Fächer: Ergebnisse eines Projekts zur durchgängigen Sprachbildung (Die Textprofis)
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Till Woerfel, Simone Jambor-Fahlen & Alexandra Zepter: Leseflüssigkeitsförderung als genuine Aufgabe von Deutschlehrkräften: Ein Qualifizierungskonzept im Rahmen der Bund-Länder-Initiative „Schule macht stark“
15.15 Uhr - 15.55 Uhr Wolfgang Bay: Professionell Lesen unterrichten im Zeitalter der Digitalität – Wissensfacetten von Primarstufenlehrkräften für einen gelingenden
Leseunterricht
Dienstag, 17.9. 13.45 Uhr - 14.25 Uhr Eliane Gilg: Lesestrategien von Schüler:innen der Sekundarstufe I beim aufgabenbezogenen Lesen von schulischen Fachtexten
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Miriam Dittmar, Sandro Brändli, Sabine Geiger, Eliane Gilg & Claudia Schmellentin: Die Wirksamkeit lesedidaktischer Maßnahmen auf das Textverstehen im Fach Geschichte
15.15 Uhr - 15.55 Uhr Teresa Glaab: Disciplinary Literacy und Religionsunterricht. Eine explorative Studie zu disziplinspezifischer Lesekompetenz
Mittwoch, 18.9. 10.15 Uhr - 10.55 Uhr Sarah Bormann & Katrin Böhme: Unterstützung des Leseverständnisses mithilfe empirisch fundierter Regeln Leichter Sprache
11.00 Uhr - 11.40 Uhr Charlotte Stehr, Daria Ferencik-Lehmkuhl, Carola Schnitzler, Jörg Jost & Sofie Henschel: Nutzung der VERA-Ergebnisse für eine datenbasierte Weiterentwicklung des Leseunterrichts: Evaluation einer Lehrkräftefortbildung
11.45 Uhr - 12.30 Uhr Afra Sturm: Leseförderung als Schul- und Unterrichtsentwicklung: das Beste aus mehreren Welten?
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Cedric Schmidt: Gelingensbedingungen und -hindernisse bei der Implementation von Lesebändern
14.50 Uhr - 15.10 Uhr Abschlussdiskussion

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
⬇️ Download Abstracts (PDF)