Demokratiebildung als Querschnittsaufgabe der Deutschdidaktik
Sektionsleitung: Kristin Weiser-Zurmühlen (Universität Wuppertal); Magdalena Kißling (Universität Paderborn)
Die ‚Utopie‘ Demokratie erscheint hinsichtlich zunehmender Polarisierung derzeit in noch weitere Ferne zu rücken. Angesichts dieser Krisensituation scheint es unerlässlich, dass die Schule eine aktivere Rolle bei der Stabilisierung der Demokratie einnimmt und Bezüge zur „Demokratie als Herrschafts-, Gesellschafts- und Lebensform in den Richtlinien und Lehrplänen aller Fächer“ (KMK, 2018, S. 6) verankert. Welcher Auftrag der Deutschdidaktik in dieser Hinsicht zukommt, soll in der Sektion ausgehend von der zentralen Rolle, die die (bild-/ästhetische) Sprache bei der Herstellung und Aufrechterhaltung von (demokratischen) Herrschafts- und Machtstrukturen spielt, ausgelotet werden. Denn vorzufinden sind bis dato zwar didaktische Ansätze für die allgemeine Lehrkräftebildung (z.B. Dempki & Josting, 2021, 2022), genuin deutschdidaktische Perspektiven sind bisher aber unterrepräsentiert bzw. bleiben noch punktuell: So existieren didaktische Überlegungen zu demokratierelevanten Themen im Deutschunterricht wie zu Klimakrise (Böhm, 2022), Rechtspopulismus (Ott & Gür-Şeker, 2019), Holocaust-Education (Kruse & Kanning, 2023), Gender (Bieker & Schindler, 2023), Fake News (Leichtfried & Urban 2021) bzw. Verschwörungstheorien (Weiser-Zurmühlen et al., i.R.). Auch werden in der Deutschdidaktik verortete Konzepte auf ihr Potential für Demokratiebildung überprüft (z.B. Argumentieren, kritische Textrezeption). Übergreifend werden zudem eine machtkritisch orientierte Sprach- (Osterroth, 2021), Literatur- (Kißling, 2020) und Hochschuldidaktik (Simon, 2021) diskutiert.
Anknüpfend an die fruchtbaren Diskussionen des SDD 2022 besteht das Ziel der Sektion darin, die bereits bestehenden Ansätze zu bündeln und zu systematisieren, um eine Positionierung der Deutschdidaktik zur Demokratiebildung zu entwickeln sowie gemeinsam Ideen zu generieren, um diese Querschnittsaufgabe anzugehen. Mögliche Fragestellungen zur Auslotung des Verhältnisses von Fachdidaktik und Demokratiebildung könnten sein:
- In welchem Verhältnis stehen und was leisten fachspezifische Konzeptionen (u.a. Holocaust und Global Citizenship Education, diversitätsorientierte und machtkritische Deutschdidaktik) für den kompetenzorientierten Begriff Demokratiebildung und wie lassen sich auf Demokratiebildung bezogene Themen (z.B. Klimakrise, Rechtspopulismus, Fake News) für den Deutschunterricht fruchtbar machen?
- Wie kann die herausragende Rolle von Sprache und sprachlicher Bildung für demokratieförderliches Handeln beschrieben werden?
- Welchen Beitrag können (Kinder- und Jugend-)Literatur und ästhetische Medien mit ihren spezifischen Gestaltungsmitteln für eine kritische Haltung gegenüber demokratiefeindlichen Tendenzen leisten?
- Welche (unterrichts-)praktischen Erfahrungen aus dem Deutschunterricht gibt es, um demokratieförderliches Handeln anzuregen?
- Welche (sprachlichen) Fähigkeiten und Kompetenzen benötigen Lernende für eine aktive Partizipation an demokratischen Prozessen?
- Wie lässt sich Demokratiebildung im Sinn der Herrschaftskritik und Chancengerechtigkeit als Querschnittsaufgabe systematisch in der deutschdidaktischen Lehre und Forschung verankern?
- Wie können Lehrkräfte für diesen Anforderungsbereich professionalisiert werden?
Sektionsprogramm
Datum | Uhrzeit | Vortragstitel |
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Montag, 16.9. | 10.15 Uhr - 10.30 Uhr | Begrüßung und Einführung durch die Sektionsleitung |
10.30 Uhr - 11.10 Uhr | Claudia Priebe: Aspekte demokratiebildenden Deutschunterrichts unter transdisziplinärer Perspektive | |
11.10 Uhr - 11.50 Uhr | Claudia Glotz: Partizipationsgelegenheiten in Unterrichtssituationen des dialogischen Lernens | |
11.50 Uhr - 12.30 Uhr | Wiebke Dannecker: Sechzehn Wörter, die von Freiheit erzählen – zur Bedeutsamkeit einer Critical Narrative Literacy für einen Diversitätsorientierten Literaturunterricht | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Nadine Bieker: Das Trilemma der Inklusion am Beispiel sprachdidaktischer Ansätze – konzeptionelle Überlegungen für den (Hoch-)Schulunterricht im Sinne der Demokratiebildung | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Vesna Bjegač, Doris Pokitsch, Nina Simon: Literatur + Diskurs + Subjekt = Demokratiebildung? | |
Dienstag, 17.9. | 13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Leonie Funda: Didaktische Sprachkritik als Mittel der Demokratiebildung im Deutschunterricht? |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Bettina M. Bock: Argumentationskompetenz als Bedingung und Garant demokratischer Teilhabe – Anspruch und implizite Ideale | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Diana Gebele & Alexandra L. Zepter: Entwicklung von materialgestützten schriftlichen Argumentationskompetenzen im Kontext von Raumnutzungskonflikten | |
Mittwoch, 18.9. | 10.15 Uhr - 10.55 Uhr | Sabine Anselm: Fabeln for future: Ästhetische Potenziale von „Grille und Ameise“ für Demokratiebildung und Weitererziehung |
11.00 Uhr - 11.40 Uhr | Anke Christensen: Das ist alles von der Kunstfreiheit gedeckt – Debatten des Feuilletons im Deutschunterricht | |
11.45 Uhr - 12.30 Uhr | Katja Bach & Michelle Gerber: Demokratie literally – Lehramtsstudierende im reflexiven Prozess | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Farriba Schulz: Seen & Heard: Heranwachsende mit literarischen Texten zur Meinungsfreiheit empowern |
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14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Paul Bräutigam: „Literarischer Trumpismus“ – Literarische Dimensionen des Rechtspopulismus als Herausforderung für die Demokratiebildung im Literaturunterricht | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Timo Rouget: Videospiele und kritisches Lesen. Entwurf einer Critical Digital Games Literacy |
Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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