Deutschunterricht und Bildung für nachhaltige Entwicklung
Sektionsleitung: Felix Böhm (Universität Kassel); Christian Hoiß (Universität zu Köln); Elisabeth Hollerweger (Universität Bremen)
Globale Herausforderungen wie Klimakrise, Artensterben und Ressourcenknappheit sind keine rein naturwissenschaftlich-technischen Phänomene, sondern werden in kulturellen, sozialen und politischen Bereichen der Gesellschaft ausgehandelt, (de-)konstruiert und in die Breite getragen. Um die sprachliche, mediale und ästhetische Dimension der entsprechenden Diskurse zu durchdringen und Partizipationsfähigkeit zu stärken, bedarf es deshalb nicht nur einer faktenbasierten Wissensvermittlung, sondern einer kulturwissenschaftlichen Reflexion. Eine solche Reflexion gehört zum Aufgabenbereich der Deutschdidaktik, die dadurch im Einklang mit den fachtradierten Zielen sprachlicher, literarischer und medialer Bildung den von der KMK (2016) geforderten Beitrag zu einer Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) leisten könnte. Dennoch ist bei Lehrer:innen der sprachlichen Fächer eine Diskrepanz zwischen dem Stellenwert, der BNE zugesprochen wird und der tatsächlichen Bereitschaft, BNE zu unterrichten, festzustellen (Waltner et. al., 2021, S. 42).
Um das spezifische Potential sprachlicher Fächer für eine BNE zu nutzen und eine auch auf die Zukunft ausgerichtete gesellschaftliche Handlungsfähigkeit im Sinne Hurrelmanns (2009) herauszubilden, ist also nicht zuletzt die Deutschdidaktik gefordert, konzeptionell und praxisbezogen an den Schnittstellen von sprachlich-literarischer Bildung und BNE anzusetzen (Hollerweger, 2020) und somit zur Lösung globaler Probleme beizutragen (Hoiß, 2019; Wintersteiner, 2006).
Vor diesem Hintergrund öffnet die Sektion einen Diskurs-Raum über Rolle und Aufgaben des Faches im Kontext von BNE und für eine Auseinandersetzung mit möglichen Zukünften der Deutschdidaktik (Wanning, 2016), die auch Zukünfte zu ihrem Gegenstand macht.
Relevante Fragen für Beiträge zu dieser Sektion könnten demnach sein:
- Wie lässt sich ein deutschdidaktischer Denkrahmen etablieren (Bräuer, 2016; Böhm, 2023), der dem Fach Deutsch eine spezifische Rolle im Kontext künftiger Herausforderungen und Krisen zuweist? Wie kann das fachliche Selbstverständnis produktiv mit Konzepten einer BNE verknüpft werden? Welche Perspektiven eröffnen interdisziplinäre Ansätze für die Deutschdidaktik (z.B. Hanusch et al., 2021)?
- Welche BNE-relevanten Kompetenzen lassen sich mit fachlichen Kompetenzen verbinden? Inwiefern sind Entwürfe einer Climate Change Literacy, CultureNature Literacy oder Futures Literacy (z.B. Bartosch, 2019; Sippl et al., 2023) anschlussfähig an traditionelle Vorstellungen von Literalität?
- Welche Lerngegenstände und -medien unterstützen eine BNE in den literatur-, sprach- und mediendidaktischen Zusammenhängen des Faches? Wie kann das Fach dazu beitragen, ökologische, entwicklungspolitische, soziale und ökonomische Diskurse – z.B. in digitalen Medien – zu verstehen und kritisch zu hinterfragen? Wie ist eine Gestaltung des unmittelbaren Umfelds im Sinne von BNE (LeNa, 2014) zu fördern?
- Inwiefern weisen empirische Studien positive Effekte einer Verzahnung von sprachlich- literarischem und nachhaltigkeitsbezogenem Lernen nach? Welche Untersuchungen sind notwendig, um die Argumentation für eine nachhaltigkeitsorientierte Deutschdidaktik weiter zu stärken?
Sektionsprogramm
Datum | Uhrzeit | Vortragstitel |
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Montag, 16.9. | 10.15 Uhr - 10.30 Uhr | Begrüßung und Einführung durch die Sektionsleitung |
10.30 Uhr - 11.10 Uhr | Christian Hoiß: Deutschunterricht im Dienste der Weltgesellschaft? Wurzeln und Konturen einer fachdidaktischen BNE-Forschung | |
11.10 Uhr - 11.50 Uhr | Sebastian Susteck: Zwischen Sachtext und Literatur: Varianten literarischen Lesens im Querschnittsfeld BNE | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Yvonne Elger: Was, wenn es nicht DIE eine Lösung gibt? Sprachliche und kognitive Verarbeitung von Widersprüchen und Zusammenhängen in Klima- und Energiediskursen | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Eva Bordin; Mareike Fuhlrott: Zur dreifachen Komplexität von BNE-Lernmaterialien – Ein sprachdidaktischer Beitrag zum Umgang mit sprachlicher, faktischer und ethischer Komplexität im Unterricht | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Florian Rietz; Désirée Büchel: Perspektivübernahmekompetenz als Bedingungsfaktor von Bildung für nachhaltige Entwicklung | |
Dienstag, 17.9. | 13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Sophie Schuhmacher; Eva Hammer-Bernhard; Sabine Anselm: Vom Wissen zum Handeln: Blicke ins Klassenzimmer zur Schulung von emanzipatorischer BNE |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Felix Böhm; Christian Hoiß; Elisabeth Hollerweger: Reflexion der ersten beiden Tagungstage | |
Mittwoch, 18.9. | 10.15 Uhr - 10.55 Uhr | Friedemann Holder; Bastian Strauch: Anthropologisch gesehen: Literatur als Reflexions- und Übungsraum für den Umgang mit Nachhaltigkeit |
11.00 Uhr - 11.40 Uhr | Sabine Röttig; Julia Kruse: Naturverbindung durch ökologische Kinder- und Jugendliteratur – Textauswahl und Methoden | |
11.45 Uhr - 12.30 Uhr | Leonie Carell: Zukünfte spielen und imaginieren. Theaterspiel als Bildung für nachhaltige Entwicklung im inklusiven Literaturunterricht | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Laura Drepper; Elvira Topalović: Sprachliches und zukunftsbezogenes Lernen: Über die Gestaltung nachhaltigen Schullebens schreiben | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Abschlussreflexion |
Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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