Sektion 4

Die Modi fachlichen Denkens im Deutschunterricht

Sektionsleitung: Thorsten Pohl (Universität zu Köln); Helen Lehndorf (Freie Universität Berlin)

Mit den überarbeiteten Standards ist jetzt für alle Schulformen die grundlegende Differenzierung in prozessbezogene und domänenspezifische Kompetenzbereiche vorgesehen. Während erstere die primärsprachlichen Handlungskompetenzen aus- bzw. aufbauen (Zuhören, Sprechen, Lesen, Schreiben) und dergestalt überfachlichen Anforderungen zuarbeiten bzw. Querschnittsaufgaben einlösen, sollen letztere die Schüler:innen in das Fach und seine fachlichen Gegenstände einführen – in Primar- und Sekundarstufe I als allgemeines Bildungsziel, in Sekundarstufe II in explizit propädeutischer Funktion.

Von zentraler Bedeutung können in zuletzt genannter Perspektive „Kernideen der Fächer“ sein, die „grundlegende Begriffsvorstellungen“ und „damit verbundene Denkoperationen“ umfassen (Klieme et al., 2003, S. 26). Während in der Klieme-Expertise fächerübergreifend lediglich vier solcher „grundlegenden wissenschaftlichen Modi der Welterfahrung“ (2003, S. 69) unterschieden werden, soll die Sektion spezifischer nach den zentralen und wiederkehrenden Modi fachlichen Denkens im Deutschunterricht fragen, also speziell in seinen domänenspezifischen Kompetenzbereichen („Sprache und Sprachgebraucht untersuchen“ und „Sich mit Texten und anderen Medien auseinandersetzen“): Was sind unsere Kernideen? Wie vollzieht sich fachliches Denken im Deutschunterricht? Was sind dafür die zentralen Denkoperationen?

Gefragt ist damit nach einer Phänomen- und einer Abstraktionsebene, die jenseits der konkreten Gegenstände unseres Faches und auch jenseits konkreter curricularer Inhalte liegt, in der beides aber konzeptuell gebündelt ist. Trotz dieses Abstraktionsgrades sind für Sektionsarbeit neben konzeptionell orientierten Beiträgen durchaus auch empirisch verfahrende relevant. Willkommen sind ebenfalls Beiträge, die von einem anderen als dem hier zugrunde gelegten wissenschaftspropädeutischem Fachlichkeitskonzept ausgehen (vgl. Martens et al., 2018).

Detailfragestellungen, die in Sektionsbeiträgen konzeptionell bearbeitet werden können, sind u. a.:

  • Welches sind diese Kernideen und Denkoperationen bzw. Modi fachlichen Denkens im Deutschunterricht – auch aus der Perspektive unterschiedlicher Akteure?
  • Wie ist ihre curriculare Progression zu konzipieren resp. ihre lernerseitige Aneignung zu konzeptualisieren?
  • Sollten sie integrativ mit den prozessbezogenen Kompetenzbereichen unterrichtet werden oder gerade separiert?
  • Was sind die kanonischen oder prototypischen Gegenstände, an denen einzelne Modi fachlichen Denkens erarbeitet werden?
  • Wie lässt sich Fachlichkeit im Deutschunterricht rekonstruieren – auch in seiner schulischen Eigenlogik und in Relation zu akademischer Fachlichkeit?
  • Woran zeigt sich diagnostisch, dass Schüler/innen dezidiert fachlich denken und argumentieren?
  • Mit welchen Fragen und Aufgabenstellungen evozieren Lehrer:innen und Lehrmittel genuin fachliches Denken bei den Lernenden
  • Lassen sich Aneignungsgrade fachlichen Denkens bei den Schüler:innen empirisch unterscheiden?

Sektionsprogramm

Datum Uhrzeit Vortragstitel
Montag, 16.9. 10.30 Uhr - 11.10 Uhr Helen Lehndorf & Thorsten Pohl: Eröffnung und Einführung in die Sektion
11.10 Uhr - 11.50 Uhr Stefan Born: Lebenssinn oder Lebenspraxis? Eine historische Kontroverse über die Fundierung von Fachlichkeit
11.50 Uhr - 12.30 Uhr Iris Winkler & Dorothee Wieser: Die Reflexion narrativer Vermittlung als zentraler Modus fachlichen Denkens im Deutschunterricht
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Manuela Böhm & Anne Frenzke-Shim: Linguistisches Argumentieren als Ausdruck fachlichen Denkens im Deutschunterricht
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Christel Meier: Zentrale Denkoperationen des Deutschunterrichts am Beispiel „literarästhetischer Sprachreflexion“
15.15 Uhr - 15.55 Uhr Helen Lehndorf & Thorsten Pohl: Abschlusspräsentation und -diskussion

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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