Empirische Forschung zu Unterrichtsgesprächen – Literatur- und sprachdidaktische Perspektiven
Sektionsleitung: Marco Magirius (FU Berlin); Mark-Oliver Carl (Universität zu Köln); Vivien Heller (Universität Wuppertal)
Unterrichtsgespräche sind seit Jahrzehnten ein zentrales Forschungsfeld der verschiedenen deutschdidaktischen Teildisziplinen. Gemeinsamer Ausgangspunkt war für viele Arbeiten die Kritik an Gesprächen, die von der Lehrperson dominiert werden: Sie reproduzierten Macht und Anpassung (vgl. Mehan, 1979) und blieben hinter dem Lernpotential von interaktiven Aushandlungsprozessen zurück (vgl. etwa Spinner, 1992; Ehlich & Rehbein, 1986). Gegenwärtig wird das Lernpotential von Unterrichtsgesprächen wiederentdeckt (vgl. überblicksweise Heller & Morek, 2019; Wilkinson et al., 2020; Heizmann, Mayer & Steinbrenner, 2020; Brüggemann et al., 2017) und eine große Vielfalt unterrichtlicher Interaktionsformen in empirischen sprach- und literaturdidaktischen Forschungsprojekten mit einem breiten forschungsmethodischen Spektrum untersucht.
Dieser Forschung möchten wir in unserer Sektion eine Bühne bieten. Dabei erscheint uns ein Austausch zwischen sprach- und literaturdidaktischen Forschungsansätzen vielversprechend, denn beide Teildisziplinen nehmen z. T. auf dieselben methodologischen Auseinandersetzungen Bezug. Beiträge zur Sektion können ein weites Spektrum von Gegenständen in den Blick nehmen:
- Entwicklung/Förderung literarischen Verstehens und ästhetischer Erfahrung (in Unterrichtsgesprächen),
- Entwicklung/Förderung sprachlicher und diskursiver Fähigkeiten (in Unterrichtsgesprächen),
- Zusammenspiel zwischen dem fachlichen – insbesondere dem literarischen – und dem sprachlich-diskursiven Lernen im Unterrichtsgespräch,
- Andere Interaktionsformen (etwa Gruppeninteraktionen) im Zusammenspiel mit Unterrichtsgesprächen,
- Andere Interaktionsformen (etwa Gruppeninteraktionen) im Zusammenspiel mit Unterrichtsgesprächen,
- Praktiken und Zuschreibungsprozesse im Umgang mit Heterogenität,
- Formen der Adaptivität, subjektiven Involvierung und Schülerorientierung,
- Aspekte der Professionalisierung von Deutschlehrkräften,
- Methodologische Fragen der Beschreibung/Erfassung von Qualitäten, Lernpotentialen und Lernprozessen im Unterrichtsgespräch.
Willkommen sind sowohl qualitative als auch quantitative Arbeiten. Die Zusammenstellung der Beiträge wird darauf abzielen, unterschiedliche Forschungszugänge miteinander ins Gespräch zu bringen und voneinander zu lernen. Da in Unterrichtsgesprächen sowohl etwas über die verhandelten Gegenstände als auch über gemeinsames Sprechen und Zuhören gelernt wird (vgl. Becker-Mrotzek et al., 2013; Zabka, 2015), sind die in ihnen erworbenen Fähigkeiten auf andere Fächer übertragbar. Wir ermuntern deshalb auch Sprach- und Literaturdidaktiker*innen zur Teilnahme, die auf die damit verbundenen Querschnittsaufgaben des Deutschunterrichts abheben, Unterrichtsgespräche anderer Fächer untersuchen oder Vergleiche zwischen Gesprächen verschiedener Fächer herstellen.
Sektionsprogramm
Datum | Uhrzeit | Vortragstitel |
---|---|---|
Montag, 16.9. | 10.15 Uhr - 10.30 Uhr | Marco Magirius; Vivien Heller; Mark-Oliver Carl: Begrüßung und Einführung |
10.30 Uhr - 11.10 Uhr | Christoph Bräuer; Silke Kubik; Sarah Johansen; Luisa Fischer: Praktiken literarischer Rezeption – Rekonstruktion von Sprachgebrauchsmustern der Bezugnahme in literarischen Gesprächen und Laut-Denk-Protokollen | |
11.10 Uhr - 11.55 Uhr | Vivien Heller; Miriam Morek; Irene Pieper; Dorothee Wieser: Literarische Verstehensprozesse und diskursive Praktiken des Sprechens über Texte – Ein mehrperspektivischer Blick auf mikro- und makrostrukturelle Gesprächsnavigationen im Literaturunterricht | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Melanie Bangel; Friederike Kern: The show must go on – Rechtschreibunterricht im Spannungsfeld zwischen pragmatischen und sachstrukturellen Orientierungen | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Annika Baldaeus: Gespräche über Text- und Prozessplanung im Schreibunterricht der Grundschule | |
Dienstag, 17.9. | 13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Esther Wiesner; Dieter Isler: Mit schulförmiger Kommunikation und Sprache vertraut werden – eine Kernaufgabe der Schuleingangsstufe |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Thomas Birkhofer: Der lehrerseitige Initiationsschritt im Unterrichtsdiskurs. Funktionale Analysen im Schulstufenvergleich an Daten gesprochener Sprache aus den Fächern Deutsch und Biologie | |
Mittwoch, 18.9. | 10.15 Uhr - 10.55 Uhr | Jörn Brüggemann; Volker Frederking; Christian Albrecht; Lara Brünjes; Thomas Gfroerer; Svenja Hahn; Laureen Okesson; Sven Rieger; Benjamin Nagengast; Ulrich Trautwein: Die Bedeutung von Subjektivität und Emotionalität in Gesprächen über Literatur im Deutschunterricht. Befunde der SEGEL-Studie |
11.00 Uhr - 11.40 Uhr | Laureen Okesson: Lehrkräfteüberzeugungen zu funktionalen und personalen Effekten literarischer Gespräche | |
11.45 Uhr - 12.30 Uhr | Maximilian Fabrizius: Der Umgang mit literarischer Mehrdeutigkeit aus Lehrendensicht | |
Pause | ||
13.45 Uhr - 14.25 Uhr | Lisa Mehmel; Michael Ritter: Interaktive Deutungsentwicklung in Unterrichtsgesprächen über Bilderbücher mit hohem Polyvalenzgrad | |
14.30 Uhr - 15.10 Uhr | Julia von Dall’Armi: Lyrische Mehrdeutigkeit. Texterschließungspraktiken im Deutschunterricht der Oberstufe | |
15.15 Uhr - 15.55 Uhr | Caterina Mempel; Kristina Krieger; Sascha Wittmer: Zwischen Individuum, Gruppe und Gegenstand – Partizipation an literarischen Gesprächen in der Grundschule |
Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
⬇️ Download Abstracts (PDF)