Panel 2

Argumentative Diskurssynthesen schreiben – Perspektiven auf epistemische Prozesse und Produkte intertextueller Kohärenzherstellung

Moderator:innen: Maik Philipp (PHZH); Res Mezger (FHNW)

Philosophicum I; Raum P7 (Erdgeschoss)

Dem Argumentieren im Allgemeinen und dem schriftlichen Argumentieren auf der Basis multipler Dokumente (materialgestütztes Argumentieren) im Besonderen wird ein hohes Potenzial für das Fachlernen zugestanden (Greene et al., 2018; Philipp, 2024). Hierfür müssen Personen zunächst einmal eine hohe Lese- und Schreibkompetenz aufweisen. Es erfordert zusätzlich erstens das Erkennen von Perspektiven und Aussagen, deren Gültigkeitsansprüche als Wissen geklärt, also epistemisch abstützbar sein müssen (Iordanou et al., 2016; Philipp, 2022). Zweitens muss das intertextuelle Verhältnis von Aussagen über epistemische Prozesse argumentativ gesichert und dargestellt werden (Goldman et al., 2016). Denn mitunter sind Positionen zwar konträr, aber inhaltlich berechtigt. Oder sie wirken inhaltlich unentscheidbar, aber der Zweck des Schreibens verlangt eine angemessene Positionierung. Insbesondere sind Prozesse (textvergleichendes Lesen, Kohärenzherstellung durch Inferenzen, Evaluationen und Transformationen von Ursprungsinformationen) und Komponenten (metakognitive Wissensbestände zu Zielen und Vorgehensweisen bei solchen komplexen Aufgaben, aber auch epistemische Überzeugungen aus dem Bereich der epistemischen Kognitionen) nötig (Chinn et al., 2011; Muis & Singh, 2018). Solche erschwerten Bedingungen im Kohärenzaufbau stellen hohe kognitive Anforderungen an hybrid lesende und schreibende Personen (Richter & Tiffin-Richards, in press) und sind zudem typisch für das Lesen im Internet (Cho et al., 2018; Strømsø & Kammerer, 2016). Sie verdienen darum mehr fachdidaktische Aufmerksamkeit.

Das Panel fokussiert prototypische Prozesse und deren Produkte aus dem Bereich der epistemischen Kognitionen beim Verfassen argumentativer Diskurssynthesen. Es tut dies mit Daten von Studierenden aus Schweizer Pädagogischen Hochschulen und mehrperspektivisch in zwei laufenden Projekten. Aus Sicht der Grundlagenforschung wird in den ersten beiden Beiträgen aus dem Projekt WRITE die Frage beantwortet, welche individuellen Merkmale für das Herstellen einer argumentativen Diskurssynthese günstig sind. Im Vortrag 1 (Romero et al.) wird der Konnex von epistemischen Überzeugungen, Aufgabenmodell als metakognitiver Steuereinheit und den Vorgehensweisen vor allem beim Lesen beleuchtet. Der Vortrag 2 (Opacic et al.) prüft den Zusammenhang von Bearbeitungsspuren (Hervorhebungen und Notizen) und der Nutzung von Metadaten, um in Diskurssynthesen intertextuelle Kohärenz bei konfligierenden Themen zu stiften. Der Vortrag 3 (Mezger & Lindauer) aus dem LUDIS-Projekt stellt eine digitale Fördermaßnahme vor, deren Fokus auf der Vermittlung von Lese- und Schreibstrategien liegt und deren Effekte quasi-experimentell mit Produktdaten geprüft werden.


Programm

Vortrag 1: David Romero (Pädagogische Hochschule Zürich); Aleksandra Opacic (Pädagogische Hochschule Zürich); Andreas Lachner (Universität Tübingen); Maik Philipp (Pädagogische Hochschule Zürich)
Zwischen Überzeugungen und Strategien – Das Aufgabenmodell als Mittler zwischen Überzeugungen und strategischem Vorgehen
Vortrag 2: Aleksandra Opacic (Pädagogische Hochschule Zürich); David Romero (Pädagogische Hochschule Zürich); Andreas Lachner (Universität Tübingen); Maik Philipp (Pädagogische Hochschule Zürich)
Von Konflikten Notiz nehmen – Zur Rolle von Bearbeitungsspuren für den Umgang mit intertextuellen Konflikten
Vortrag 3: Res Mezger (Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz); Nadja Lindauer(Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwestschweiz)
Förderung des argumentierenden Schreibens zu mehreren Dokumenten – Ergebnisse aus dem Projekt LUDIS

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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