Panel 8

Wörter im Kopf und im Text - Wortschatzarbeit als Querschnittsaufgabe im Deutschunterricht

Moderator:innen: Kerstin Kiefer (PH Ludwigsburg); Jörg Kilian (Christian-Albrechts-Universität zu Kiel)

In der Didaktik der deutschen Sprache kündigt sich seit Beginn des 21. Jahrhunderts zaghaft eine „Wortschatzwende“ an. Dies zeigt sich u. a. daran, dass das Angebot gut gemeinter, aber in der Regel nicht evaluierter Unterrichtsvorschläge für die praktische Wortschatzarbeit zunehmend ergänzt wird durch wortschatzdidaktisch fundierte Modellierungen für die Förderung der lexikalisch-semantischen Kompetenz von Schülerinnen und Schülern. Auch in der empirischen sprachdidaktischen Forschung wird die Wortschatzkompetenz zunehmend als „Schaltstelle des schulischen Spracherwerbs“ (Steinhoff 2009) untersucht, namentlich im Zusammenhang mit der Schreibkompetenz und der Lesekompetenz. Die Ankündigung eines „Referenzwortschatzes für die Schule“ in den 2022 verabschiedeten Bildungsstandards für den Deutschunterricht in der Sekundarstufe I darf man als bildungspolitischen Beleg für die „Wortschatzwende“ lesen (vgl. KMK 2022, S. 44).

Die ernüchternden Ergebnisse aktueller Sprachstandserhebungen unter Schülerinnen und Schülern führen offenbar langsam, aber doch nachhaltig zu der Einsicht, dass der „vergessene Wortschatz“ (Willenberg 2007) auch für den erstsprachlichen Deutschunterricht wieder und neu zu entdecken ist. Die unterrichtlich gesteuerte Erweiterung und Vertiefung des Wortschatzes im mentalen Lexikon in den Sekundarstufen wird dabei als Ausbau vorhandener Ressourcen über die Grenzen einzelner Kompetenzbereiche und Fächer als Querschnittsaufgabe anzulegen sein.

Ein Ziel unseres Panels ist es, Grundlagen, Ansätze, Methoden zu diskutieren, die es gestatten, diese Querschnittsaufgabe in der Praxis des Unterrichts zu meistern. Folgende Fragestellungen können die Arbeit im Panel leiten:

  • Die Frage nach der begrifflichen Fassung des Konstrukts der Wortschatzkompetenz (Wortschatztiefe/-quantität und Wortschatzbreite/-qualität, deklaratives, prozedurales und metasprachliches Wissen)
  • Die Frage nach dem Aneignungsgegenstand (Ebenen/Tiers von Wortschatz, Grund-/ Kernwortschätze, bildungssprachliche Inventare, literatursprachliche Wortverbünde, formularische Sprache)
  • Die Frage nach der Nutzung kognitionslinguistischer Befunde zur Struktur und Ordnung des mentalen Lexikons in der Wortschatzdidaktik (unter besonderer Berücksichtigung auch der Vernetzung von Wortschatzkompetenz und Lesekompetenz, Wortschatzkompetenz und Schreibkompetenz)
  • Die Frage nach dem Auf- und Ausbau von Wortschatzkompetenz (Wortschatzerweiterung und Wortschatzvertiefung, lexikalisch-semantische Entwicklungsverläufe)
  • Die Frage nach dem Stellenwert der Wortschatzkompetenz und der gesteuerten Wortschatzarbeit im schulischen Bildungskontext (Bildungsstandards, Bildungspläne, Niveaubeschreibungen)
  • Die Frage nach der Erfassung der Wortschatzkompetenz (wortschatzdiagnostische Verfahren, textorientierte Wortschatzuntersuchungen)
  • Die Frage nach der Förderung von Wortschatzkompetenz sowie der Überprüfung der Wirksamkeit von wortschatzdidaktischen Ansätzen (deutschdidaktische Konzeptionen: lexikonorientierte, textorientierte, strategiebasierte, reflektierende/metasprachliche Wortschatzarbeit; Adaptionen aus der Fremdsprachendidaktik; Ansätze aus der Sonder- und Frühpädagogik)
  • Die Frage nach den Besonderheiten der Wortschatzkompetenz im Kontext der Mehrsprachigkeit (mehrsprachiges mentales Lexikon)
  • Die Frage nach wortschatzbezogenen Unterstützungsmöglichkeiten im fächerübergreifenden Unterricht (z.B. Feinjustierung von Textaufgaben im Fachunterricht mittels des Language Level Evaluators)

Programm

Vortrag 1: Britta Juska-Bacher (Pädagogische Hochschule Bern)
Wortschatz und Lesekompetenz: Empirische Zusammenhänge und Förderansätze (Primarstufe)
Vortrag 2: Alina Lemke (Leibniz Universität Hannover)
Textbasierte Erfassung bildungssprachlich-lexikalischer Fähigkeiten in der Sekundarstufe
Vortrag 3: Magdalena Michalak (Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg)
Wortschatz und (fach-)sprachliche Förderung
Vortrag 4: Nicole Bachor-Pfeff (Pädagogische Hochschule Karlsruhe)
Lexical awareness – Bewusstheit für Wortschatz

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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