Sektion 8

Quer durch alle Kompetenzbereiche: Potenziale mündlicher Kommunikation

Sektionsleitung: Ulrike Behrens (Universität Hildesheim); Judith Kreuz (Pädagogische Hochschule Zug)

Philosophicum I; Raum P15 (Erdgeschoss)

Die genuin querschnittliche Funktion mündlicher Kommunikation ergibt sich aus der vielfach betonten „dreifachen Funktion des Mündlichen als Lernmedium, Lerngegenstand und Lernziel" (Becker-Mrotzek 2009, XIII), In dieser Sektion sollen mit Blick auf das Tagungsthema die Potenziale von lernbereichsübergreifenden Aufgabenstellungen untersucht werden, die bewusst im Medium der
Mündlichkeit konzipiert sind.

In allen Kompetenzbereichen des Deutschunterrichts können Lehrkräfte (und auch Lehrwerke) bei der Aufgabengestaltung auf ein bei den Schülerinnen bereits vorhandenes Repertoire mündlicher
Fähigkeiten zurückgreifen, zum Beispiel:

  • im Schriftspracherwerb (von der Lautanalyse zur Verschriftung),
  • in der Lesedidaktik (Lautleseverfahren zur Förderung der Leseflüssigkeit, Erschließung von
    Lesetexten durch mündliche Bearbeitungsformen),
  • im Literaturunterricht (handlungs- und produktionsorientierte Arbeit mit literarischen Texten, literarische Gespräche),
  • bei der Sprachreflexion (Untersuchung von nähe- und distanzsprachlichen Phänomenen in Lexik, Grammatik, Syntax, Pragmatik),
  • in kooperativ angelegten Schreibarrangements (Autorenrunden, Schreibkonferenzen)
  • usw.

Dabei gelingt es allerdings nicht immer, die jeweils spezifischen Potenziale des Mündlichen (wie Interaktivität, Unmittelbarkeit, Multimodalität; vgl. Fiehler, 2009, S. 30) auch gegenstandsadäquat zu nutzen. Aus didaktischer Perspektive muss es aber darum gehen, die Besonderheiten mündlicher Kommunikation bei der Planung von Aufgabenstellungen gezielt einzubeziehen, Gleichzeitig sind auch die spezifischen Anforderungen des Mündlichen bei der Realisierung im Unterricht ernst zu nehmen und die erforderlichen Fähigkeiten nicht als gegeben zu unterstellen.

Zudem vollziehen Schülerinnen und Schüler bei der Arbeit an den verschiedensten Gegenständen immer auch sprachliche Lernprozesse. Das gilt beispielsweise für die Wortschatzarbeit (vgl. den Sammelband von Merten & Kuhs, 2017) oder in der Lese- und Literaturdidaktik (Fuhrmann & Merklinger, 2015; Steinbrenner & Wiprächtiger-Geppert, 2010), aber auch über Fächergrenzen hinweg. Wie solche sprachlichen Lernprozesse didaktisch unterstützt werden können, kann Gegenstand empirischer Untersuchungen sein.

Schließlich stellt sich auch bei der Wissensüberprüfung vor dem Hintergrund zunehmend KI-unterstützter schriftlicher Prüfungsleistungen die Frage, welche alternativen mündlichen Prüfungsformen sinnvoll und machbar sind, welche Rolle die mündlichen Fähigkeiten im Beurteilungsprozess spielen (können/sollen) und welche mündlichen Kompetenzen es für dieses
Format besonders zu fördern gilt.

Willkommen sind sowohl theoretische als auch empirische Beiträge, in deren Mittelpunkt eine fachgerechte und erwerbsförderliche Nutzung mündlicher Kommunikation für unterrichtliche Erarbeitungs-, Diagnose-, Förder- oder Testaufgaben steht. Eine breite Palette an Verknüpfungen mit Kompetenzbereichen im (mehrsprachigen) Klassenzimmer und auch im fächerübergreifenden
Unterricht ist wünschenswert.


Sektionsprogramm

Datum Uhrzeit Vortragstitel
Montag, 16.9. 10.30 Uhr - 11.10 Uhr Ulrike Behrens; Judith Kreuz: Einführung
11.10 Uhr - 11.50 Uhr Denise Robbins: Lernbezogenes Helfen in der Peer-Interaktion – Befunde aus einem Dissertationsprojekt über die sprachlich-kommunikativen Anforderungen des Helfens im Deutschunterricht
11.50 Uhr - 12.30 Uhr Tanja Steinebronn: Sprachliche Anforderungen des Präsentierens – Ein Projekt zur Identifikation sprachlicher Handlungsmuster in der Präsentationsrede
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Nina Gregori: Fachdidaktische Entwicklungsforschung im ‘third space’ – eine Design Research-Studie zur Mündlichkeit im sprachbewussten Fachunterricht
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Jenny Winterscheid: Förderung gesprochensprachlicher Kompetenzen im (Deutsch-)Unterricht
15.15 Uhr - 15.55 Uhr Antje Arnold; Christopher Sappok: OPERFLOW: Experimentelle Interviews zum Flow-Erleben mit Kindern beim Besuch einer Opernvorstellung (Bonner Familienoper: „Iwein Löwentritter“)
Dienstag, 17.9. 13.45 Uhr - 14.25 Uhr Nora Schönfelder: Multimodale Ressourcen beim Argumentieren im Gespräch: Interaktions- und erwerbsbezogene Analysen
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Eric Graßnick; Winnie-Karen Giera; Manfred Stede; Lucas Deutzmann: Die Entwicklung der Überzeugungskraft in dialektischen Erörterungen durch ein Debattiertraining im Projekt „Fair Debattieren und Erörtern“. Eine Pilotierungsstudie in Klasse 9 zur Entwicklung eines automatisierten und digitalen Auswertungsprogramms
Mittwoch, 18.9. 10.15 Uhr - 10.55 Uhr Jonathan Tadres: Sprachliche Richtigkeit durch Interaktion. Ein stufenübergreifender Vergleich von Überarbeitungsprozessen während Schreibkonferenzen.
11.00 Uhr - 11.40 Uhr Julia Schrittenlacher: Wie vollziehen sich Schreibinteraktionen innerhalb von Schüler*innentandems? Potenziale kollaborativer Textproduktion
Pause
13.45 Uhr - 14.25 Uhr Nadine Hoff; Cornelia Rosebrock; Tina Schulze: Dialogische Strategien reflexiver Subjektivität im Literaturunterricht vermitteln
14.30 Uhr - 15.10 Uhr Daniela Merklinger: Kollektive Bedeutungsaushandlungen im Gespräch über Bilderbücher

Hier erhalten Sie die Abstracts zu den Vorträgen
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